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Was genau versteckt sich hinter diesem sperrigen Begriff? Ich meine, es ist heute schon kompliziert genug soziale Geschlechterkonstrukte zu überblicken. Und ein „Gender Bender“, abgeleitet vom englischen Begriff „to bend“, was so viel bedeutet wie „biegen“ oder auch „beugen“, verbiegt nicht nur sich selbst. Im englischen Sprachgebrauch ist häufig die Rede von „to bend (the) rules“.

Das bedeutet so viel wie „Regeln nicht ganz so genau nehmen“. Und exakt das ist es, was ein Gender Bender auch macht. Nur verbiegt ein solcher Mensch bewusst die sozialen Regeln – also eben jene, die festlegen, was erlaubt ist und was nicht.


Normal, Normen und Regeln

Dabei ist es ein ungeschriebenes Gesetz, was Männer und Frauen bzw. Jungs und Mädchen zu tun und zu lassen haben. Der Klassiker schlecht hin ist das frühkindliche Spielen mit Puppen und mit Autos. Es ist die Verteilung von Farben im Kinderzimmer: von rötlich zu bläulichen Tönen. Und im Kleidungsstil: Wer eben Röcke, Kleider und Highheels trägt – und wer nicht.

Und diese Regeln gilt es gezielt herauszufordern! 

Ein Gender Bender hat es sich zum Ziel gemacht, diese Regeln zu brechen. Nicht unbedingt aus einem sexuellen Antrieb heraus, auch nicht aus einem anderen spezifischen Grund. Sondern einfach nur um die Gesellschaft herauszufordern. Das Auflehnen gegen Regeln oder einfach eben „anders“ zu sein und nicht in die Norm zu passen.


Aber bitte…

Doch ist es so wie mit allem im Leben: missionieren okay, aber doch nicht auf die Nerven gehen.

Ich selbst trage als glücklich verheirateter Mann gerne Röcke und Kleider. Mittlerweile sogar öffentlich und im Alltag integriert.


Aber deswegen möchte ich nicht jedem meine Haltung aufzwingen und gar versuchen umzustimmen. Wem es nicht gefällt, okay. Jedoch im Gegenzug möchte ich auch nicht beleidigt werden. Blicke und Aufmerksamkeit sind dabei völlig in Ordnung – ich provoziere sie ja in gewisser Hinsicht ganz von selbst.

Es ist ein Geben und Nehmen. Genau wie es eine Gesellschaft schaffen sollte, friedlich nebeneinander her zu existieren.


Missionieren bitte nicht

Und ich finde es grundsätzlich sehr gut, dass wir in einer zunehmend liberalisierten Gesellschaft leben! Dass Hass und Hetze keinen Platz finden.

Dennoch betrachte ich ebendiese Entwicklungen zunehmend mit Sorge. Denn das Recht auf freie Meinungsäußerung gilt nun mal für beide Seiten.


Beleidigen ist nie ein Stilmittel der Wahl. Verletzen oder gar verachten zählt ebenso zu den No-Go’s unserer Zeit. Egal welche noch so abstruse Meinung jemand vertritt. Ein jeder muss in einer freiheitlich demokratischen Gesellschaft andere Meinungen zumindest anhören ohne in verbale Entgleisungen oder gar Radikalität zu verfallen.


C’est La Vie

Und so halte ich es mit allem anderen auch. Wer sich dem Genderblending verschreibt darf in der heutigen Welt alle Vorzüge genießen. Es ist eine Errungenschaft unserer Zeit.

Ich finde es auch großartig, dass es diesen Trend gibt. Genauso wie ich andere Bewegungen positiv empfinde, wenn sie vielen Menschen ein Zuhause geben.

Eine Person, die also Gender-bending betreibt, beugt sich absichtlich den Erwartungen an ihr Geschlecht, indem sie mit den, als unterdrückend und einengend erlebten Geschlechtsrollen und -stereotypen durch bewusste äußerliche Inszenierung spielt, um sie durcheinander zu bringen, aufzubrechen bzw. zu verbiegen.

Und damit fällt das Stichwort: spielen. Es ist großartig mit Leichtigkeit damit umzugehen. Und genau so sollten wir es auch halten. Beide Seiten.

Und das sage ich als glücklich verheirateter Ehemann, während ich mit Rock und Heels im Büro sitze, diesen Post verfasse und dabei gleichzeitig Komplimente erhalte.

In diesem Sinne: auf eine großartige gemeinsame Zukunft.