DMIK Logo

Habe Mut und mach einfach

Und so viel zu den ganzen tollen, nichts nützenden Sprüchen, die dir sagen, du sollst einfach mal machen… Meine Erfahrung ist, dass immer, wenn das Wörtchen einfach in einem Satz vorkommt, alles zutrifft; nur einfach ist es nie.

So auch der Umstand, doch einfach mal die Wohnung zu verlassen und einfach im Rock, Blazer und Bluse die Wohnung Richtung Fahrstuhl mit dem Ziel Tiefgarage zu verlassen.

Wenn Du dann noch ins Auto springst, den Motor zündest und die Ausfahrt aussuchst,… wartest, bis das Tor geöffnet ist und dann das sicher geglaubte Territorium verlässt, weißt du, dass es nun ernst wird.

Aber ich mache mit diesen Zeilen tatsächlich deutlich mehr Drama daraus, als es am Ende dann tatsächlich ist (oder war).

Das zweite erste Mal

Meine Frau und ich waren beide schon vor ca. einem Dreiviertel Jahr in Heels und Rock auf der Straße. Damals war es geschützt und unbekannt in der Stadt der Fables und Vorlieben: Hamburg.

Keiner kannte uns und es war der erste „Ritt“ in einem besonderen Outfit.

Nun, etliche Monate später, habe ich in ähnlichem Outfit die Arbeit aufgesucht. Es war keine lange vorbereitete Tour oder dergleichen. Auch kann ich nicht behaupten, dass ich ewig überlegt habe und Wochen darauf hin fieberte. Es ist einfach so passiert.

Ich hatte die Bluse, den Blazer und den Rock aus Juchs und Tollerei an, bekam ein überragendes Lob und die Frage: na, gehst Du so jetzt außer Haus? Und ich bejahte die Frage. Und ging.


Der zweite Tag

Warum ich nicht großartig auf den ersten Tag eingehe? Ganz einfach; weil ich nur Komplimente bekam und ich es direkt am zweiten Tag wieder tat.

So verlies ich ebenso mit Komplimenten begleitet die Wohnung und fuhr zur Arbeit.


Es war sonnig und deutlich besseres Wetter als am Vortag. Aus diesem Grund waren auch mehr Menschen auf der Straße.


Es fühlte sich für mich jetzt schon ungewohnt normal an. Weil es einfach gut aussah und ich mich ohnehin häufig und gern schick kleidete. Dies bedeutete bis zum heutigen Tage: Anzug, Chino oder Hemd.

Nun hat sich die tragbare Kleiderauswahl um ein Vielfaches erweitert. Vorbei die Zeiten der Scham und der Zurückhaltung. Gekommen sind die Tage der Outfitvielfalt.


Was wahrlich nicht bedeutet, dass ich es jeden Tag machen muss und möchte; keineswegs. Es bedeutet für mich viel mehr die reichhaltige Möglichkeit mich zu kleiden hat deutlich zugenommen.


Ich traue es mich nicht, wie fange ich damit an?

Wenn man sich diese Frage stellt, dann gibt es eigentlich nur eine Antwort: einfach machen. Und du wirst es in diesem Beitrag noch des Öfteren lesen, aber zwing dich nicht dazu – und vor allem nicht die Anderen. 

Ich weiß, dass der Vergleich ein wenig hinkt, aber stelle dir vor, dass ein guter Freund oder eine gute Freundin sich nun vegan ernährt. Damit hast Du ja zunächst mal kein Problem, oder? Du siehst zwar die veganen Speisen, jedoch zwingt dich ja niemand sie selbst zu essen. Du wirst dich (hoffentlich) auch nicht abfällig ihr gegenüber äußern und gar mit Mobbing beginnen. Demnach koexistiert ihr einfach beide schön nebeneinander her und lebt ein friedliches miteinander.


Wenn hingegen die befreundete Person damit beginnt dich missionieren zu wollen, dich einschränkt, dass auf deinem Grill gar keine Fleischgerichte zubereitet werden dürfen, weil diese ja das Gemüse oder den Käse kontaminieren – noch nicht einmal mit einer Grillschale – dann schränkt dies dein Handeln ein und geht dir womöglich schon auf die Nerven. Gipfelt die Situation in einem Urwald aus Aussagen wie „Uhh, das könnte ich ja nicht essen“ oder „wie kann einem solch ein Zeug noch schmecken“, dann sollte dein Geduldsfaden nahe an seiner Belastungsgrenze sein. 


Auch wenn der Veganismus seine Daseinsberechtigung hat, möchte dieses Beispiel eines illustrieren. Du kannst deinen Kleidungsstil ja zunächst einmal geschickt einfädeln und in einem lockeren Gespräch anbringen, dass Du gerne einmal einen Rock oder Heels – oder beides – anziehen möchtest, ob sich dadurch jemand gestört fühlt.


Beginne das Gespräch gerne mit scheinbar belanglosem und nimm die Perspektive deines Gegenüber ein – übrigens hilft Knigge (Buchempfehlung: Anstand und Ellenbogen: Wie Sie zu dem Menschen werden, dem Sie selbst gern begegnen möchten*) enorm dabei, ein perfektes, gesellschaftliches Miteinander zu etablieren. Wenn du also nun die Position deiner Mitmenschen einnehmen möchtest, dann führe sie an das Thema heran. Klar kannst Du auch ins kalte Wasser springen und mit voller Montur inklusive Makeup und Perücke ins Büro stöckeln. Doch musst du dann mit teils verwunderten Blicken rechnen. Ist einfach so.


Sprich doch zum Beispiel über deine Haltung zur Gender Thematik. Oder zu Queer und LGBTQ. Du kannst dadurch wunderbar illustrieren, dass jeder in einem freien Land tun und lassen darf, was er oder sie auch möchte. Nur möchtest Du selbst damit in Ruhe gelassen werden und nach Möglichkeit keine missionierenden Unterhaltungen führen müssen. Jeder kann tragen was er oder sie will. Dabei muss es dir selbst gar nicht gefallen, aber tolerieren wirst Du es schon, solange man deine persönliche Grenze nicht überschreitet. Wohl kaum jemand wird dir in dieser Sichtweise nicht zustimmen. Und schon kannst Du anbringen, dass Du auch gern einmal mit einem Rock ins Büro kommen willst. Du wirst dich auf Reaktionen wie „ja mach doch einfach“ oder ein belächelndes „hahaha, ja genau“ einstellen dürfen. Und dann tust du es einfach mal!


Wer kann da jetzt schon nein sagen? Du findest in meinem Buch (Hilfe mein Mann trägt Frauenkleider) übrigens auch psychologisch unterfütterte und mit viel Recherche belegte Perspektiven und neue Blickwinkel auf das gesamte Thema.


Was andere darüber denken

Ich sage es mal so. Ob ich diesen Beitrag und diesen Abschnitt zu einem späteren Zeitpunkt bearbeiten muss, weiß ich nicht.

Aber meine jetzigen Gedanken zu diesem Thema sind klar und deutlich.

Wenn Du niemanden auf die Nerven gehst, anderen etwas aufzwingst oder gar missionieren möchtest: dann hast Du außer Blicke oder Aufmerksamkeit nichts zu erwarten. Aber das gehört nun mal dazu.


Von daher sind die Reaktionen bislang keineswegs negativ – im Gegenteil. Jeder, der es sah bewundert sofort den Mut und lobt die Kleiderauswahl. Ich habe nun sogar schon die üblichen „Woher der Rock?“ Oder „Wow, woher dieser tolle Blazer?“ Fragen erhalten – von Frauen.

Ich denke, ich werde aber in ein paar Wochen und Monaten erneut berichten, wie das Leben sich entwickelt hat und damit einhegend meine neue Art des Auftretens.


Persönlich bin ich immer noch ganz der Alte. Nur stehe ich nun zu mir, meinem Kleidungsstil und meiner Person.

Ich glaube auch, dass bei jedem da draußen einfach nur die Zeit gekommen sein muss. Erzwingen kann man absolut gar nichts. Es kommt – oder eben nicht.


Was denkst Du zu diesem Thema? Mich würde es sehr interessieren, wie deine Gedanken dazu sind. Auch, ob du eine Frau bist mit einem Partner, der diese Neigung teilt. Oder ob Du einfach selbst gerne mit einer Outfit Revolution den Alltag beschreiten möchtest. Wobei ich weniger von einer Revolution sprechen möchte, wenn ich mir die Catwalks und Online-Shops dieser Tage so ansehe… doch dazu gibt es hier im Blog einen separaten Blog-Post.